Meinungsänderung: Ich führe wieder Urlaub ein! (inkl. Podcast Folge 006)

Hinweis: Der Earthcity Podcast ist nicht mehr verfügbar. Hier findet ihr den aktuellen Podcast von Tim „I Love Mondays„.

In der sechsten Episode des Earthcity Podcast erzähle ich ein wenig aus dem Nähkästchen: Es geht um das Arbeiten von unterwegs und das Thema „Work-Life Balance“.

Braucht man Urlaub als digitaler Nomade?

Seit über 2 Jahren bin ich nun selbstständig und lebe das Leben eines „digitalen Nomaden“. Ich entscheide selbst, wo und wann ich mein digitales Büro aufschlage.

Ich liebe es, unterwegs zu sein. Das muss nicht immer heißen, 5000 Kilometer von zuhause entfernt seine Zelte aufzuschlagen. Manchmal tut es auch schon das Café um die Ecke. Ich will aber einfach die Freiheit haben, beides tun zu können.

Was gibt es also besseres, als ein ortsunabhängiges Business zu haben? Selbst Herr über die Arbeitszeit zu sein? Nicht viel, sollte man denken.

Doch auch das Nomadenleben hat ganz klar auch seine Schattenseiten. Für mich vor allem dann, wenn man es mit der Freiheit zu wörtlich nimmt. Das habe ich in den vergangenen Monaten schmerzlich lernen müssen, nachdem die Arbeit schleichend völlig Besitz von meinem Leben genommen hat.

Das einhellige Credo in der digitalen Nomadenwelt lautet: Eine Trennung zwischen Arbeit und Leben ist nicht erforderlich, wenn man ein ortsunabhängiges ‚Lifestyle Business‘ betreibt.

Lange dachte ich auch so. Doch so sehr ich auch die Vorzüge des Nomadendaseins genieße: das vollkommene Verschmelzen von Arbeitszeit und Freizeit hat bei mir zwei grundlegende Probleme verursacht.

Problem 1: Aufmerksamkeit

Meine Freunde und mein Partner müssen schon eine Menge mitmachen. Manchmal packe ich meinen Koffer (oder meinen Rucksack) und verschwinde für eine ganze Weile in die Ferne. Wir haben alle unsere Schwächen. Ich bin eben reisesüchtig. Ich kann einfach nicht anders.

Häufige Abwesenheit ist jedoch Grund genug, die Zeit, die man gemeinsam hat, auch voll im Hier und Jetzt zu erleben und dem Partner oder den Freunden dabei 100 Prozent der eigenen Aufmerksamkeit zu schenken.

Leider musste ich mich häufig dabei erwischen, wie mir eben genau dies nicht mehr gelungen ist. Meine Projekte haben so viel Platz in meinem Kopf und meinem gesamten Leben eingenommen, dass meine Gedanken ständig nur darum kreisten. Meine projektbezogenen Gedanken sind manchmal so in meinem Kopf verankert, dass es mir schwerfällt, mich 100% auf die Gedanken und Wünsche des eigenen Partners oder auf die Gespräche mit guten Freunden zu konzentrieren.

Welche Schlussfolgerung ziehe ich daraus? Nun, ich denke das Prinzip des „Feierabends“ ist eigentlich gar nicht so verkehrt. Auch als digitaler Nomade sollte man sich feste Arbeitszeiten einplanen. Die Freunde, die Familie und der Partner verdienen die volle Aufmerksamkeit. Die freie Zeit muss auch gedanklich völlig frei von arbeitsbezogenen Dingen sein (auch wenn man sie mit noch so viel Leidenschaft betreibt).

Problem 2: Runterkommen

Vor Kurzem war ich für 2 Wochen in Südostasien unterwegs. Es war das erste Mal seit über 2 Jahren, dass ich für eine so kurze Zeit verreist war. Normalerweise bin ich länger weg, richte mir in der Ferne einen festen Arbeitsplatz ein und verbringe viel Zeit an einem Ort.

Arbeiten konnte ich auf der letzten Reise jedoch nur das Allernötigste. Die Zeit war zu kurz, um irgendwo anzukommen und die Ruhe zum Arbeiten zu finden. Ich war mit einem guten Freund unterwegs und wir hatten zudem einfach zu viel Spaß, um an Arbeit zu denken. Die Zeit erinnerte mich an unbeschwerte Urlaube, so wie ich sie früher als Angestellter hatte. Gleichzeitig hatte ich auf dieser Reise aber ein konstant schlechtes Gewissen, zu wenig getan zu haben. Am Ende hat die Reise mich gedanklich richtig durcheinander gebracht.

Was hat mir das gezeigt? Auch als digitaler Nomade möchte ich mir zukünftig Auszeiten gönnen können. Ich möchte (egal ob zuhause oder auf Reisen) auch einmal vollkommen abschalten können. Urlaub machen. Die Arbeit völlig links liegen lassen.

Daher behaupte ich: ein gewisser Work-Life Balance ist gar keine so verkehrte Sache.

Eine gesunde Trennung zwischen Arbeit und Privatleben ist nicht verkehrt. Man muss sich auch mal frei nehmen, den Kopf frei bekommen, durchatmen, Abends nicht in Gedanken bei dem eigenen Projekt sein, wenn man mit Freunden Essen geht.

Um 10 Stunden am Tag auf den Laptop zu starren, muss man nicht am Strand sitzen. Das kann man von überall. Darum sollte man sich ständig die Frage stellen: Warum bin ich hier, wo ich gerade bin? Weil es eine gute Arbeitsumgebung ist ? Weil ich hier Geld sparen kann? Oder zur Erholung? Zum Spaß?

Ich wollte Arbeit als etwas sehen, dass ich mit Spaß und Freude in den Alltag einbaue und dass sich darin dann wie Nebel verflüchtigt (und als solche nicht mehr zu erkennen ist). Pustekuchen.

Reisen ist toll. Ortsunabhängigkeit ist toll. Aber Arbeit bleibt auch eben Arbeit, in diese hat in meinem Kopf nichts zu suchen, wenn ich Entspannung suche oder die Zeit mit mir wichtigen Menschen verbringe.

Ich sehne mich wieder nach Strukturen. Arbeitszeit und Freizeit klar zu trennen, erscheint mir plötzlich wieder als die sinnvollere Option. Mit dieser Trennung kann ich meine Ortsunabhängigkeit um so mehr genießen.

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