In den Bergen wohnen oder am Strand liegen, während man Dich im Büro vermutet – Internet macht’s möglich

Diesen Traum hat wohl, so oder in ähnlicher Form, jeder schon einmal gehabt: Gemütlich in der Hängematte am Strand liegen und sich Kokosnüsse servieren lassen, während der Rest der Welt davon ausgeht, dass man fleissig daheim am Schreibtisch sitzt. Bei manch Anderem mag der Traum etwas anders aussehen, zum Beispiel auf dem Motorrad durch Australien fahren oder in einer Berghütte in den Anden wohnen. Es gibt viele Ecken auf der Welt, die traumhaft schön sind, und jeder hat die Möglichkeit, sein Traumplätzchen zu finden. Einen Haken hat die Sache jedoch für die meisten Menschen:  Wie kommt nur das Geld herein, während ich in der Ferne bin?

Nun, die Antwort auf diese Frage mag manche überraschen: durch Arbeit. Ja, ich weiß, eine sehr ernüchternde Tatsache. Auch in der Ferne muss man seinen Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen. Man muss jedoch nicht unbedingt in Ecuador Lamas hüten oder auf Australischen Farmen Schaafe züchten (auch wenn dies durchaus nett sein kann). Man kann auch seiner altbekannten Arbeit nachgehen, bei welcher man Kunden in der deutschsprachigen Heimat bedient. Besonders gut geht dies im Dienstleistungssektor und im kreativen Gewerbe über das Internet. Webdesigner, Übersetzer, Grafiker, Berater jeglicher Art und viele andere Berufe sind problemlos über das Internet abzuwickeln und benötigen heute kaum bis keinen direkten Kundenkontakt, ausser über Telefon und Internet.

Nun muss man zwar durchaus 20, 30 oder sogar 40 Stunden in der Woche am Rechner sitzen und arbeiten, jedoch kann man dies unter Umständen an Plätzen tun, die einem die Arbeit und auch den anschliessenden Feierabend gewaltig versüßen. Schon einmal in einer netten Strandbar unter einer Palme gearbeitet? Ich habe es, und ich konnte dort durchaus effektiv arbeiten. W-Lan und Schatten vorrausgesetzt, war es ein fantastisches Plätzchen um den ganzen Tag am Laptop zu sitzen.

In vielen Fällen ist es aber nun so, dass der eine oder andere Kunde eine Anwesenheit vor Ort erwartet und davon ausgeht, dass man ständig erreichbar ist. Zum einen mag diese räumliche Nähe dem Kunden ein grösseres Sicherheitsgefühl geben, zum anderen mag auch Missgunst hin und wieder eine Rolle dabei spielen. Der Kunde sagt sich vielleicht „Warum soll ich dem einen Auftrag geben wenn er den ganzen Tag unter einer Palme sitzt und Melonen-Shakes trinkt? Kann ich ja schliesslich auch nicht.“ Das man aber tatsächlich genau so hart arbeitet, als würde man selbiges vom heimischen Schreibtisch tun, wird dabei nicht gesehen.

Doch der digitalen Zukunft sei Dank gibt es mittlerweile verschiedene Möglichkeiten, auch am anderen Ende der Welt den gleichen Eindruck zu hinterlassen, als säße man im Nachbarort am Schreibtisch. Und all diese Möglichkeiten und Tricks sind weder kompliziert noch teuer! Ganz im Gegenteil sogar. Und weil diese Tricks so genial sind und einem das Leben deutlich erleichtern, möchte ich sie hier kurz vorstellen.

Trick Nr. 1: Unter einer deutschen Festnetznummer für den Kunden erreichbar sein, während man tatsächlich 10.000 Kilometer entfernt ist

Voice-over-IP (oder kurz: VoIP) nennt sich diese zauberhafte Erfindung, welche im Internet jedem von uns zur Verfügung steht. Es gibt verschiedene Anbieter. Ich vertraue in meinem Fall auf den Anbieter sipgate. Dort kann man sich kostenlos eine VoIP Telefonnummer registrieren lassen oder für einen kleinen monatlichen Betrag gleich mehrere Nummern inkl. einer Faxnummer bekommen. Je nach eigenem Wohnort hat die Festnetznummer dann die entsprechende Vorwahl. Ich bin in Köln gemeldet, somit hat meine Festnetznummer eine „0221“ Vorwahl, gefolgt von einer gewöhnlichen Rufnummer.

Hat man sich die Festnetznummer gesichert, kann man sich nun auf seinem Notebook ein entsprechendes Programm herunterladen. Ich als Mac-User (und Verfechter) vertraue einem einfachen, schlichten und praktischen Programm namens „Telephone“ (schön, wenn man an Programm-Namen klar erkennen lassen, was Ihre Aufgabe ist, oder?). Dieses wirklich sehr einfach gestrickte Programm besteht aus einer simplen Eingabemaske in welcher man die Telefonnummer hineinschreibt, welche man anrufen möchte. Hat man das Programm installiert, und einige Einstellungen getätigt (welche alle bei sipgate detailliert erläutert werden), ist man nun (Internet-Verbindung vorausgesetzt) telefonisch über seine deutsche Festnetznummer auch in der Karibik oder in den Rocky Mountains erreichbar und kann selbst auch über diese Nummer für ca. 1 Cent die Minute nach Deutschland telefonieren. Keiner wird merken, dass man in Wahrheit weit weg ist.

Übrigens, für den PC gibt es VoIP-Programme wie „Telephone“ natürlich auch, nur heissen sie etwas anders. Hier gibt es eine Liste aller verfügbaren Programme. Der Knüller ist aber erst, sich ein solches Programm als App auf das Iphone oder das Android-Phone zu laden. Von sipgate gibt es zum Beispiel eine eigene App, die ganz unkompliziert installiert werden kann. In meinem Fall habe ich mir beispielsweise in Vietnam eine lokale SIM-Karte besorgt und auch gleich eine 1-monatige Internet-Flatrate für umgerechnet 10 Euro dazugebucht. Nun ist man sogar Mobil jederzeit über die Festnetznummer erreichbar. Hier ist aufgrund der langsameren Internetverbindung die Klangqualität nicht immer gut, aber meistens klappt es sehr gut. (Übrigens: In Deutschland verbieten die Mobilfunknetzbetreiber offiziell die Nutzung von VoIP, da sie um Ihre Gewinne fürchten. Verklagt wurde bisher jedoch keiner. In anderen Ländern wird dies wesentlich entspannter gesehen. Im Grunde kann man es also problemlos nutzen).

Trick Nr. 2: Eine Sekretärin einstellen, die alle Anrufe entgegen nimmt (falls man mal kein Internet hat) und die lediglich 20 Euro im Monat kostet

Es gibt heutzutage mehrere Telefonservice-Anbieter in Deutschland, die man für einen monatlichen Betrag von ca. 15-40 Euro beauftragen kann, die eigenen Telefonate entgegen zu nehmen. Einer dieser Anbieter ist zum Beispiel die eBuero AG. Wer diesen Service in Anspruch nehmen möchte, kann seine VoIP-Festnetznummer nun auf eine bestimmte Telefonnummer der eBuero AG umleiten. Je nach gebuchtem Paket nimmt nun rund um die Uhr jemand für einen das Gespräch entgegen und meldet sich sogar mit dem Firmennamen. Man kann angeben, wie mit den Anrufern verfahren werden soll. In meinem Fall habe ich es wie folgt einrichten lassen: Zu bestimmten Zeiten (4 Stunden am Tag) werden die Anrufer direkt zu mir durchgestellt. Konnte nach wenigen Sekunden keine Direktverbindung zu mir hergestellt werden, so geht der Anruf ans eBuero, und dort nimmt eine freundliche Dame den Anruf entgegen und entschuldigt mich (und sagt, dass ich z.B. in einer Besprechung sei). Nur wenige Sekunden nachdem sie das Gespräch beendet hat, bekomme ich eine eMail inkl. Gesprächsnotiz mit allen Informationen zum Anrufer und seinem Anliegen. Nun kann ich diesen zurückrufen, sobald ich die Gelegenheit dazu habe. 

Wenn man weiß, dass man für einige Tage gar nicht erreichbar sein wird, gibt man die Information kurz an die netten Damen vom eBuero weiter und stellt die VoIP-Nummer im Einstellungsbereich von sipgate komplett auf die eBuero-Nummer um. Und schwupps, kann man 3 Tage im Himalaya klettern gehen und weiß, dass jemand ans Telefon gehen wird. Fantastisch, oder? Ich kann mir nichts besseres vorstellen.

Trick Nr. 3: sämtliche Post per Email erhalten und somit kein Schreiben versäumen

Ich muss zugeben, dass ich hier (im Gegensatz zu den ersten beiden Tipps) nicht direkt aus eigener Erfahrung berichten kann, da ich einen helfenden Engel in der Heimat habe, der so lieb ist, meine Papierpost für mich einzuscannen und mir per Email zuzusenden. Jedoch geht es auch anders, falls man zuhause diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen kann. Es gibt mittlerweile zahlreiche Anbieter, die die eigene Post in Empfang nehmen und jede Seite einzeln einscannen. Auf diesem Wege erhält man all seine Post auch von unterwegs. Auch Pakete können dort empfangen werden. In diesem Fall erhält man eine eMail, mit der Frage, wie mit dem Paket verfahren werden soll. Es kann dann verwahrt werden, oder aber an eine beliebige Adresse weiter versendet werden.

Einer dieser „Mail2Scan-Services“ ist postzuemail.de. Hier bekommt man eine Anschrift zugewiesen und kann per Nachsendeauftrag bei der Post den Versand der gesamten Post an diese Adresse veranlassen. Bitte aber nicht vergessen, dass es mittlerweile mehrere Postanbieter gibt. Um sicher zu gehen, das alle Briefe weitergeleitet werden, muss man bei jedem Postanbieter einen Nachsendeauftrag erteilen. Jedoch ist das kein Problem, denn die ehemalige Bundespost ist der einzige Postanbieter, der hier in die Geldbörse greift. Bei PIN zum Beispiel ist ein Nachsendeauftrag kostenfrei (kein Kommentar zur Bundespost).

Ich hoffe, diese 3 Tipps haben dem einen oder anderen etwas Inspiration geliefert, wie man von seinem Schreibtisch entkommen kann und gleichzeitig weiterhin für Kunden erreichbar bleiben kann. Wer weitere Ideen und Tipps zu diesem Thema hat, der kann diese natürlich in den Kommentaren hinterlegen. Gegebenenfalls werde ich meine Tipps-Liste hier dann noch nachträglich erweitern. Bis dahin wünsche ich allen erstmal eine gute restliche Woche und freue mich schon auf’s nächste Mal. Viele Grüße!