„Die gute Nachricht ist: Du kannst Dein Glück erzwingen“ – Interview mit Patrick

Für eine recht lange Zeit gab es hier nun schon kein Interview mehr. Daher wird es höchste Zeit, mal wieder einen digitalen Nomaden auszuquetschen, der ortsunabhängig seine Brötchen verdient und dabei um die Welt reist. Dieses Mal war Patrick vom 101places-Blog so nett, meine Fragen zu beantworten.

Ich finde, dieses Interview ist besonders spannend geworden. Nicht nur, weil Patrick sehr ausführlich geantwortet hat, sondern weil er auch wirklich etwas zu erzählen hat. Schliesslich hat er einen sehr spannenden Lebenslauf. Er geniesst nun sein Nomaden-Dasein, jedoch ohne dabei andere Projekte völlig ruhen zu lassen. Aber lest doch einfach selbst…

Patrick, bitte stell Dich kurz vor. Wer bist Du, was machst Du, wo bist Du zur Zeit?

Ich bin zurzeit für zwei Monate in Australien unterwegs. In ein paar Tagen geht es jedoch schon weiter nach Neuseeland. In den letzten Jahren habe ich in Leipzig gelebt und dort eine Agentur für Online Marketing geführt. Mitte 2012 bin ich jedoch ausgestiegen und auf Reisen gegangen. Zunächst hatte ich mir sechs Monate vorgenommen, aber die sind nun auch schon vorbei, also verlängere ich auf neun Monate. Unterwegs arbeite ich hin und wieder ein bisschen und schreibe u.a. an meinem Reiseblog, um andere an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen und die Reiselust in ihnen zu wecken.

Was war die Initialzündung, die dazu geführt hat, um die Welt zu reisen?

Nach mehr als vier Jahren in der Agentur hat mir die Arbeit immer weniger Spaß gemacht. Mit meiner Geschäftspartnerin bin ich mir kaum noch einig gewesen, da wir uns über die Jahre in verschiedene Richtungen entwickelt hatten. Dadurch hat sich aus meiner Sicht eine Patt-Situation ergeben, die für ein Unternehmen nicht gut ist. Ich habe mich zu oft geärgert und hatte nicht das Gefühl, die Situation noch verändern zu können. Das entsprach nicht meiner Vorstellung von Selbständigkeit.

Daher habe ich mich im Frühjahr 2012 entschlossen, mein eigenes Unternehmen zu verlassen. Eine lange Reise war in meinen Augen die bessere Lösung als mich gleich wieder in etwas Neues zu stürzen. Ich wollte abschalten und etwas reflektieren. Außerdem habe ich mir gedacht: Wann, wenn nicht jetzt?!

Womit verdienst Du deinen Lebensunterhalt und wie kam es zu dieser Tätigkeit? Bist du bei deiner Arbeit völlig ortsunabhängig?

Ich bin seit 2006 „nebenberuflich“ als Affiliate tätig. Das heißt, ich betreibe kommerzielle Websites mit dem Ziel, Provisionen zu generieren. Während meiner Tätigkeit in der Agentur habe ich das Affiliate-Geschäft auf nahezu Null heruntergefahren, doch kurz vor meinem Austritt wieder aufgenommen. Zusammen mit meinem Bruder habe ich im letzten Jahr ein Unternehmen gegründet, das Affiliate Websites in Nischenmärkten betreibt. Das Geschäft hat nach wenigen Monaten so gut an Fahrt aufgenommen, dass ich davon bereits gut reisen kann.

Unsere Herangehensweise in diesem Unternehmen ist, möglichst viel Arbeit auszulagern und die Projekte nur zu planen und zu koordinieren. Dafür beschäftigen wir eine Studentin und einige Freelancer (z.B. Webtentwickler, Grafiker, Texter). Wir bezahlen lieber für Leistungen, anstatt unsere eigene Zeit damit zu verbringen. Spezialisierte Freelancer können diese Dinge viel besser als wir.

Ich bin dadurch völlig ortsunabhängig. Ich reise mit meinem Laptop um die Welt und kann von überall aus meinen Beitrag leisten, sobald ich einen Internetzugang finde. Dabei koordiniere ich mit meinem Bruder alles über E-Mail und Skype. Manchmal arbeite ich für einige Tage überhaupt nicht und dann wieder einen halben oder ganzen Tag am Stück.

Wie bist du in dieses Business hineingekommen? Interesse? Zufall? Erzähl ein bisschen über Deinen Weg.

Angefangen hat alles im Jahr 2006 bei dem damaligen Startup Spreadshirt. Dort habe ich mich als Online Marketing Trainee beworben. Ich hatte keine Ahnung von dem Thema, aber das Unternehmen klang spannend. Um dort einen Job zu bekommen, habe ich anfangs eine sehr geringe Bezahlung in Kauf genommen, die Entscheidung aber nie bereut.
Schon im Studium hatte ich das starke Gefühl, nicht in einem Konzern landen zu wollen und mit Spreadshirt war mir das gelungen.

Vom Online Marketing war ich sofort begeistert. Nach fünf Tagen habe ich meinen ersten WordPress-Blog aufgesetzt und wenige Wochen später meine erste Affiliate Website. Unter der Woche habe ich im Büro tagsüber viel gelernt und abends und an den Wochenenden mit meinen eigenen Projekten umgesetzt. Ich habe also schon früh neben dem Job Geld verdient. Diese Ersparnisse geben mir heute deutlich mehr Rückenwind bei meinen Entscheidungen.

Nach einem Jahr Traineeship bei Spreadshirt bin ich nur noch als Teilzeit Freelancer geblieben, da ich schnell gemerkt habe, dass ich selbständig sein wollte. Ein halbes Jahr später habe ich mit einer Kollegin die Agentur gegründet. Ich wusste nicht immer, wohin ich mit meinem Leben und meiner Karriere wollte, aber ich habe Gelegenheiten erkannt und sie hin und wieder auch genutzt, wenn sie sich ergeben haben.

Was sind Deine Zukunftspläne wenn es um das Bestreiten Deines Lebensunterhaltes geht? Wie willst Du weiterhin Dein Geld verdienen und wirst Du irgendwann wieder sesshaft?

Wir werden versuchen, das Affiliate-Geschäft so lange es geht am Laufen zu halten, ohne es in zu viel Arbeit ausarten zu lassen. Dazu bauen wir die Projekte nach und nach aus, um mögliche Ausfälle zu kompensieren. Das ist allerdings nicht mein Traumjob. Viel Spaß macht mir die Arbeit nicht, aber es macht mich unabhängig und durch das Outsourcing kann ich den Aufwand gering halten.

Aktuell beschäftige ich mich viel mit meinem Reiseblog 101places.de und einem weiteren Blog, der in einigen Wochen an den Start geht. Bei beiden habe ich nicht die Absicht, Geld zu verdienen, aber vielleicht ergibt sich in der Zukunft etwas daraus. Durch meine Einnahmen als Affiliate und meine Ersparnisse bin ich unabhängig und verspüre keinen Druck, auf Biegen und Brechen eine neue „Arbeit“ zu finden. Ich kann vielmehr machen was ich will – doch das musste ich auch erst einmal lernen.

Sicherlich werde ich irgendwann wieder sesshaft werden, aber das kann man nicht planen. Vor einem Jahr wusste ich noch nicht, dass ich jetzt in Australien sein würde. Mein aktueller Plan sieht vor, im Sommer nach Hause zu kommen und im Herbst wieder für ein paar Monate loszuziehen.

Was ist der wichtigste Rat, für jeden, der diesen Weg zu mehr Ortsunabhängigkeit auch gehen möchte?

Nichts kommt von selbst. Aber die gute Nachricht ist: Du kannst Dein Glück erzwingen. Von außen betrachtet, bin ich in meine Situation irgendwie hinein gerutscht, ohne zu wissen wohin ich eigentlich will. Allerdings habe ich dafür auch einiges gemacht: Neben meinem Vollzeitjob bei Spreadshirt habe ich viel Zeit investiert, die sich heute in einem passiven Einkommen niederschlägt. Außerdem habe ich die Agentur gegründet, meine Einnahmen gespart anstatt sie zu verprassen und letztendlich musste ich auch schwierige Entscheidungen treffen, wie z.B. der Ausstieg aus meinem Unternehmen.

Also, sei aktiv, mach was, probiere Dinge aus. Finde Möglichkeiten, ein passives Einkommen zu generieren und delegiere dann die Arbeit. Wenn Dir für das passive Einkommen die richtige Idee fehlt, dann arbeite an Deiner Reputation! Werde zum Experten in einem Gebiet, das Dir Spaß macht. Das ist der erste Schritt in die Unabhängigkeit. Menschen sind bereit, viel Geld für die Arbeit von Experten auszugeben.

Was ist der größte Fehler, den Du auf diesem Weg gemacht hast? Wovor kannst Du die Leser warnen?

Ich habe keine größeren Fehler begangen, die mir geschadet hätten. Ich bin ein vorsichtiger Mensch, der nichts überstürzt und sich im Zweifel erst einmal absichert. Ich würde davor warnen, ohne Rücklagen in die weite Welt loszuziehen. Sonst bist Du schneller wieder zuhause als Du denkst oder musst unterwegs schlecht bezahlte Jobs verrichten und hast dann keine Zeit mehr für Dein eigentliches Business oder das Reisen.

Falls es mit dem passiven Einkommen nichts wird und Du weiterhin täglich für Dein Business arbeiten musst, versuche nicht in ein Business zu geraten, in dem Du Dich quälen musst. Dann macht die Arbeit auch unterwegs keinen Spaß!

Was möchtest Du den Lesern sonst noch mit auf den Weg geben?

Mach was Du willst! Finde heraus was Du willst oder zumindest was Du nicht willst (das ist viel leichter). Analysiere Deine Situation, höre in Dich hinein und frage Dich, wie Du Deine Situation verbessern kannst. Nicht jeder muss reisen! Aber es muss sich auch niemand seinem Schicksal ergeben. Schicksal ist einfach nur das, was Du geschehen lässt, ohne Dein Leben selbst zu steuern.

Falls Du glaubst, andere Menschen haben einfach mehr Glück als Du, bist Du auf dem Holzweg. Du kannst Dein Glück erzwingen! Wenn Du gezielt auf etwas hin arbeitest und am Ball bleibst, ergeben sich plötzlich die besten „Zufälle“ und alles fügt sich.


 

Vielen Dank Patrick! Das war sehr interessant. Wer mehr über Patrick erfahren möchte, der sollte am besten regelmäßig seinen Blog 101places lesen.

 

An alle Interessieren mit weiterem Klärungsbedarf: Hier im Blog gibt es zudem viele weitere Infos für alle, die noch mehr zum Thema passives Einkommen bzw. ortsunabhängiges Einkommen erfahren möchten. Um nichts zu verpassen, meldet Ihr Euch am besten hier unten beim earthcity Newsletter an oder abonniert earthcity auf Facebook!

Titelfoto: 101places.de