Höher, weiter, schneller – davor sind auch digitale Nomaden nicht gefeit. Ein Rausch für den, der wohlauf ist. Doch mit höherer Dosis nehmen – wie so oft – auch die Nebenwirkungen zu. Und wenn erst einmal das Schlagloch in den Asphalt gerissen ist, macht es der treibende Verkehr nur größer und größer.
Abhilfe davon schafft meist nur die Vollsperrung: völlige Entlastung und Reparatur der geschädigten Strukturen. Auch in der westlichen Welt wird den Menschen zunehmend klarer, dass unser Körper nicht nur der Durchlauferhitzer für Ideen des Geistes ist, sondern beide Instanzen aufeinander aufbauen. Wird eine Seite vernachlässigt, gerät das Fundament aus dem Gleichgewicht und bringt uns zum wanken.
Viele Unternehmer und kreative Personen wissen um diesen Aspekt, sind allerdings auch Meister darin, ihn zu verdrängen. Sie arbeiten auf hochtouren und bringen es zu enormen Leistungen – ohne Pause.
Denn Pausen sind etwas für Verlierer. Wer pausiert, verliert Zeit bei der Erreichung seiner Ziele.
Gelangt nicht der erst zum Zenit, der Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schmerzen oder sonstige „Schwächeerscheinungen“ entweder ignoriert, oder durch Substanzen kaschiert? Bis zu einem gewissen Punkt mag das funktionieren, und bei genauerer Betrachtung werden wir feststellen, dass die größten Errungenschaften der Geschichte nicht im Spaziergang, sondern mit ebenso großen Entbehrungen einhergingen.
Auch Biografien, Soziale Medien und weitere Einflüsse vermitteln uns oft fälschlicherweise das Bild des rastlosen, ständig Schaffenden Übermenschen. Weil die Schattenseiten nicht gezeigt, nicht betont werden. Doch sollten wir uns bewusst machen: Biologisch vorgegebene Rhythmen und die Arbeitsweise unseres Zentralnervensystems sind nicht für konstante Leistung geschaffen.
Auch für Digitale Noamden und ortsunabhängige Selbstständige besteht diese Gefahr der Überlastung. Assoziiert man doch für gewöhnlich Strand, Palmen und 4-Stunden-Woche mit diesem Lebensstil, können ständige Ortswechsel, fehlende Routinen und zuviele Projekte ein dickes Minus auf dem Regenerationskonto bewirken.
Das uralte Prinzip „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen (Entspannung)“ wurde aufgeweicht durch „Tu was du liebst – und du musst nie wieder arbeiten“.
Verstehe mich nicht falsch, ich empfehle jedem seine „Passion“ zu finden und – soweit möglich – seine Tätigkeit darauf aufzubauen. Dabei sollten wir jedoch folgendes bedenken: Zwar mag das Verhältnis von Eustress zu Distress (positiver vs. negativer Stress) bei Geschäftstätigkeiten, die deinem Wesen entsprechend, viel günstiger ausfallen, als bei einem Leben entgegen deiner Natur, doch wird sich Distress nie gänzlich vermeiden lassen.
Womit wir wieder beim Anfang wären: mit steigender Dosis, nehmen auch die unerwünschten Effekte zu. Der ortsunabhängige Lebensstil, der Trend des digitalen Nomandentums und Entrepreneurship bergen tolle Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung und suggerieren für viele ein Gefühl des „nur noch das eigene Ding machen“. Doch auch die größte Leidenschaft, kann Leiden schaffen, wenn zu hartnäckig und ernst – sprich ohne Zeit zur Regeneration – verfolgt.
In diesem Sinne: heute schon mal Pause gemacht?
„Tage die man mit ´nem Lächeln beginnt
Sind rar geworden, vertagt auf morgen, weil der Stress ein‘ umringt
Das alles nur wegen dem Cash das dir winkt
Was für Launen nimmt man in Kauf, damit die Kohle fürs Essen auch stimmt
Immer nur Action, man springt von A nach B und wird blind
Und zieht Fratzen, weil im Briefkasten nur Rechnungen sind
Jeder Mensch merkt erst zuletzt was es bringt
Wenn man buckelt wie ein Rind
Und sich die Auszeit zum Relaxen nicht nimmt
Guck‘ mal: viel Strugglei für’n Appl‘ und Ei
Man ackert fast für zwei, aber muss latzen für drei
Man wird Matsche im Geist, doch sag was ist dabei?
Sag mir bloß nicht, dass mal Abschalten ne Schnappsidee sei“
Umse – Abschalten
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