Das freiwillige Hamsterrad – nebenberuflich selbstständig

Ich habe schon immer “irgendetwas” nebenher gemacht, wirklich ausgezahlt, in Form von konstantem Cashflow, hat es sich aber erst Ende 2015. Denn nebenberuflich selbstständig zu sein (neudeutsch “Sidepreneur”) ist eine große Herausforderung und man muss seine Zeit gut einteilen. Hinzu kommt noch erschwerend die Tatsache, dass man anfangs erstmal etwas ziellos umherläuft, um überhaupt etwas zu finden, was einem liegt und womit man nebenberuflich Geld verdienen kann.

Nebenberuflich selbstständig

Die Idee kommt von selber!

Als ich meinen “Kurs” gefunden hatte, konnte ich relativ schnell Umsätze erzielen, die mein normales Gehalt überstiegen und ich musste mir sehr bald die Frage stellen, wie ich weitermachen wollte. Heute arbeite ich allerdings immer noch in meinem Job als IT-Berater, obwohl es finanziell eigentlich nicht mehr notwendig wäre. Sicher nicht für ewig, aber für den Moment. Einfach, weil es mir Spaß macht und ich die Freiheit habe, jederzeit zu gehen.

Jetzt wird sicherlich von vielen der Einwand kommen, dass ich ja eine “Idee” hatte und man nicht anfangen könne, bevor sie nicht da ist. Mein Gott, wie oft habe ich das schon gehört! Nein, ich hatte keine Geschäftsidee. Nicht einmal ansatzweise. Was die meisten Menschen nicht verstehen: Die Idee wird in den meisten Fällen nicht von allein kommen. Vermutlich wirst du eher im Lotto gewinnen oder vom Blitz getroffen werden. Um deine “Idee” zu finden, musst du in Bewegung kommen und Dinge lernen. Dir fällt nichts ein? So läuft das nicht. Leider gibt es heutzutage keine Ausreden mehr, mit etwas nicht zu starten, wie dieser Artikel von Sebastian Kühn sehr schön zeigt.

Und vieles davon ist absolut “Sidepreneur-tauglich”, was durchaus seine Vorteile haben kann. Aber auch ebenso sehr große Nachteile hat. Genau davon und von meinen Erfahrungen möchte ich dir heute erzählen, damit du am Ende für dich entscheiden kannst, ob sich das Konzept für dich lohnt oder nicht.

Nebenberuflich selbstständig: Nachteile

Die Nachteile sind teils offensichtlich, teils etwas versteckt. Ich habe mir in meiner Zeit als Angestellter sehr viele Gedanken darüber gemacht, was genau letztendlich die Nachteile sind, denn oftmals sind es nur kurzzeitige Ärgernisse, aber es ist schwer diese in der Situation zu unterscheiden. Hier sind die 3 größten Nachteile aus meiner bisherigen Erfahrung und jeweils ein Tipp von mir, wie du damit umgehen kannst:

Die 3 größten Nachteile und wie du sie überwindest

  1. Will man sowohl seinen Job, als auch seine nebenberufliche Tätigkeiten erfolgreich führen, ist es verdammt hart. 80-Stunden Wochen sind bei mir keine Seltenheit. Es gibt also Zeiten, in denen du keine Lust mehr haben wirst und teils extreme Abstriche in deinem Privatleben machen musst. Hast du Frau und Kinder, potenziert sich dieser Nachteil noch. Aber auch das ist nicht unmöglich und einige Mitglieder im Citizen Circle beweisen das Tag für Tag. Wie du das schaffen kannst? Eine Frage aus der sehenswerten Amazon-Serie “Sneaky Pete” beantwortet dies ganz gut: “Willst du ein Adler sein oder ein Kackvogel?” Du musst dich also hier oftmals einfach durchbeißen, um etwas zu erreichen.
  2. Einige Kollegen in deinem Angestelltenjob werden kein Verständnis für das haben, was du da nebenher “treibst”. Sie werden dich, manchmal gewollt, manchmal ungewollt, runterziehen, das täglich und mit teils ungezügelter Härte. Gleiches gilt für dein Umfeld, was “Angst” um dich hat. Es braucht eine starke Portion Durchsetzungskraft, hier Tag für Tag über Jahre durchzuhalten und deinem Kurs treu zu bleiben.Versuche nicht dein Umfeld zu bekehren, sondern gehe deinen Weg. Dann wirst du am Ende triumphieren.
  3. Dein Job kann stark einnehmend sein. Denn deine Arbeit wird dich immer wieder in Form von Überstunden und Extraleistungen fordern, die generell heutzutage sehr oft einfach erwartet und nicht vergütet werden. Für wichtige Projekte und auf kurze Dauer mag das durchaus in Ordnung sein. Lass das Thema jedoch keinesfalls einreißen und setze früh Prioritäten, um erfolgreich nebenberuflich selbstständig zu sein und diese Tätigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Versuche auch immer die Extraleistungen in Form von Geld oder Freizeitausgleich wieder einzufordern, um keinen Nachteil zu haben. Denn das kostbarste in deinem Leben ist deine Zeit!

Nebenberuflich selbstständig: Vorteile

Den Nachteilen gegenüber stehen die Vorteile, die für mich persönlich derzeit noch überwiegen. Auch hier habe ich lange darüber nachgedacht, was denn eigentlich die Vorteile als Angestellter sein sollen und ob ich mir nicht etwas vormache. Aber es gibt sie tatsächlich:

  1. Du kannst dich ganz entspannt nebenberuflich selbstständig machen und musst deine zusätzlichen Einnahmen nicht dafür nutzen, um deinen Lebensunterhalt abzusichern. Gerade wenn es darum geht, Tätigkeiten kostenpflichtig auszulagern, ist das ein unschätzbarer Vorteil, da du nicht jeden Cent umdrehen musst. Später, wenn du sowohl als Angestellter als auch in deiner nebenberuflichen Tätigkeit erfolgreich bist, kannst du einen enormen finanziellen Überschuss erreichen, um die Dinge richtig anzuschieben. Du kannst beispielsweise ein weiteres Business gründen und dein jetziges auslagern oder mit finanziellen Investments deinen Cashflow absichern. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt.
  2. Du hast eine feste wöchentliche Routine. Möglicherweise ist das nur ein subjektiver Faktor von mir selbst, aber für mich ist es extrem wichtig in einer Arbeitsroutine zu stecken, die bestenfalls jeden Tag vollkommen identisch ist. Routinen sind wichtig, damit sich Körper und Geist auf gewisse Dinge einstellen können. So bist du in der Regel sehr viel effektiver unterwegs, als wenn jeder Tag anders aussieht.
  3. Mit jedem Euro, den du nebenher verdienst, wirst du besser in deinem Angestelltenverhältnis. Man mag es kaum glauben, die Ursache liegt aber darin begründet, dass wir manchmal sehr karriereverbissen sind und uns (logischerweise) sehr viel an unserem Job liegt, da 100% unseres Einkommens darauf basiert. Job weg, Geld weg! Demnach stressen wir uns auch nur allzu oft. Hast du allerdings ein nebenberufliches “Auffangnetz”, gehst du viel entspannter an deine Aufgaben heran und wirst dadurch deutlich besser.

Nicht so einfach, wie man es sich vorstellt

Du siehst schon, die nebenberufliche Tätigkeit ist nichts, was man mal gerade so machen kann. Du brauchst einen gewissen Tatendrang, um das umzusetzen und dauerhaft durchzuhalten. Ich habe schon sehr viele Menschen daran scheitern sehen und nur sehr wenige schaffen den Durchbruch. Ich kann also durchaus verstehen, dass man direkt den Weg in die Selbstständigkeit geht, sofern möglich.

Das Modell ist also sehr individuell zu sehen und du solltest für dich prüfen, ob es dir mehr Vorteile oder Nachteile bringt. Möglicherweise sieht deine Pro und Contra Liste ganz anders aus als meine. Wenn du den Versuch wagen willst, solltest du dir allerdings etwas Zeit geben. Gerade wenn du noch nicht lange in deinem derzeitigen Job arbeitest, ist alles noch ein bisschen chaotisch und es dauert seine Zeit, bis Ruhe einkehrt und man gezielt “parallel” nebenberuflich selbstständig arbeiten kann. Zusätzlich dazu müssen auch abseits deines Jobs erst die Strukturen und Gewohnheiten geschaffen werden. Du hast also einen Berg Arbeit vor dir.

Wie du es dennoch schaffen kannst

Im Prinzip ist es ganz einfach. Die Zauberworte heißen “Fokus” und “Priorisierung”. Durch die nebenberufliche Selbstständigkeit hast du zwar weniger Zeit zur Verfügung, musst jedoch dadurch frühzeitig lernen, deine Tätigkeiten zu priorisieren und dich zu fokussieren, wenn du alles unter einen Hut bekommen willst. Dadurch lernst du z.B. sehr früh die Fähigkeit, zeitaufwendige Tätigkeiten abzugeben oder sinnlose Tätigkeiten zu vermeiden.

Es ist ebensowichtig, deine Woche gut zu strukturieren, um die anfallenden Arbeitspakete abgearbeitet zu bekommen. Bei mir hat es sich beispielsweise sehr gut bewährt, meine Woche nach folgenden Prinzipien zu strukturieren:

  • Pro Tag nicht mehr als 3 Tätigkeiten planen
  • Keine Tätigkeit länger als 1 Stunde
  • 1 Tätigkeit wird immer als MIT (Most Important Task) deklariert und hat somit eine höhere Priorisierung als andere

Je nachdem wie viel Zeit du zur Verfügung hast, kannst du deine Tätigkeiten in der Anzahl auch weiter herunterschrauben. Selbst mit nur 1 Stunde fokussierter Arbeit pro Tag, kannst du eine Menge erreichen. Ich führe diese Planung für die gesamte Woche immer Sonntags durch, damit ich am Montag direkt durchstarten kann, denn wie du zweifellos weißt, sind gerade die Montage die besten Tage. Sie setzen den Grundstein für eine erfolgreiche Woche.

Um meinen Fokus voll durchzuziehen, nutze ich übrigens die altbekannte Pomodoro-Methode mit zwei 25er Blöcken je Task. Auf diese Art und Weise kriege ich ganz schön was geschafft und jegliche Aufgabe muss sich stark vor mir in Acht nehmen. Natürlich gibt es immer mal Tage, wo etwas nicht so läuft, wie du willst und du Unterbrechungen hinnehmen musst. Bleib dennoch dran!

Schlusswort

Du siehst, sich nebenberuflich selbstständig zu machen birgt viele Tücken und Fallstricke, bietet aber auch viele Chancen und die Möglichkeit, dir Stück für Stück etwas nebenher aufzubauen, ohne sofort “all-in” zu gehen. Inzwischen gibt es etliche bekannte Beispiele im Internet (und auch im Citizen Circle), die das Konzept erfolgreich fahren und in Deutschland wird das Thema immer beliebter. Und je mehr Leute es machen, umso einfacher wird es am Ende für die Masse, da sich bestimmte Techniken mit der Zeit durchsetzen werden. Es ist also ein klares Trendthema der nächsten Jahre, da immer mehr Arbeitnehmer (leider erst jetzt) merken, dass es riskant ist, alles auf ein Pferd zu setzen. Diversifikation ist halt nicht nur bei finanziellen Investments wichtig!

Letztendlich bedeutet die nebenberufliche Selbstständigkeit eine gewisse Disziplin und eine starkes Durchsetzungsvermögen. Aber denk auch an den Adler/Kackvogel-Vergleich, den ich weiter oben schon angeführt habe. Auch wenn es etwas übertrieben erscheint, ist dieser Vergleich eine wunderbare Verbildlichung der Situation.

Du bist zwar angestellt, hast aber ganz andere Ziele als die “normalen” Angestellten um dich herum und bist auf einer anderen Flughöhe unterwegs. Vergiss das niemals!

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